100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rhens 1897 bis 1997

Dr. Christine Goebel hat sich zu unserem 100 jährigen Bestehen 1997 die Mühe gemacht, aus den Dienstbüchern einen Überblick und den Verlauf des Löschzuges Rhens Ihnen und uns nahezubringen.

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie in 5 Abschnitten unsere Geschichte über einen Zeitraum von 100 Jahren seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Rhens 1897.

1897 - 1913: Die Anfänge

Im ausgehenden 19. Jahrhundert war Rhens ein Ort mit rund 1600 Einwohnern und 270 bewohnten Gebäuden. Die enge Bebauung, die auch heute noch das Ortsbild des "Flecken" prägt, bestand vorwiegend aus Fachwerkhäusern.

Unter der besonderen Anfälligkeit dieser Bauweise für Brände und deren schnellen Ausbreitung hatten die Menschen unserer kleinen Stadt seit jeher zu leiden. Man nimmt sogar an, daß die zahlreichen Feuer des 19. Jahrhunderts den mittelalterlichen Ortskern völlig verändert haben. Allein 1895 fielen beispielsweise in der Neustraße und in der Langstraße ganz Häuserreihen mehrmals Großbränden zu Opfer.

Der Gemeinderat zog aus dieser Situation die Konsequenz und beschloß in seiner Sitzung vom 4. Januar 1897 "... der Bildung einer freiwilligen Feuerwehr näher zu treten. Zunächst soll ein Aufruf erlassen werden, um festzustellen, wer der Feuerwehr beitreten will" (vgl. LHAKO, Best. 655, 18, Nr. 115 - 04.01.1897). Der Aufruf war ein voller Erfolg. Bereits am 7. Februar konnte die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Rhens durchgeführt werden.

In Anwesenheit des Bürgermeisters Mielcke und des Kreisbrandmeisters Schmalenbach aus Bendorf wurde die Wehr von 44 Männern aus der Taufe gehoben. Der Zimmermann Heinrich Dillmann wurde zum ersten Oberführer der Wehr und Johann Forneck zu seinem Stellvertreter gewählt. Aus Zeugwart erhielt Josef Ott das Vertrauen der Gründungsmitglieder und als Kassen- und Schriftführer Aloys Duhr. Der Gemeinderat zeigte sich sehr erfreut über die positive Resonanz des Aufrufs und beschloß die Freiwillige Feuerwehr "für erstmalige Ausrüstung" u.a. mit einem Zuschuß von 550 Mark zu unterstützen. Darüber hinaus, war auch der Rhenser Mineralbrunnen sofort bereit, die Wehr großzügig zu unterstützen.

Die Ausrüstung für 25 Mann wurde von dieser Seite zur Verfügung gestellt. Die junge Wehr, die sich in den folgenden Monaten bei einem Mitgliederbestand von 25 Mann stabilisierte erreichte sehr schnell einen guten Organisations- und Ausbildungsstand, so daß sie ihren ersten Einsatz am 3. Juni 1898 ohne Probleme meisterte. Bei einem Wassereinbruch in den Kellerräumen des Winzers Michel Schreiber demonstrierten die Männer, wie sie sich zu einer leistungsstarken Mannschaft entwickelt hatten. Auch die erste Feuerprobe ließ nicht lange auf sich warten.

Am 30. November des gleichen Jahres war in dem landwirtschaftlichen Betrieb von Peter Eich ein Feuer ausgebrochen. Mit berechtigtem Stolz wird im Protokollbuch über diesen Einsatz berichtet. Die Wehr war "... in kurzer Zeit auf der Brandstätte zusammen und nur ihrem wackeren und strammen Angreifen ist es zu danken, daß das Feuer nicht weiter um sich griff und auf seien Herd beschränkt wurde" (vgl. Protokollbuch 1897-1965 - 30.11.1898).

Die Arbeit der Rhenser Feuerwehrkameraden erhielt auch in den folgenden Jahren viel Lob, so daß sie sich der weiteren Unterstützung durch den Gemeinderat sicher sein konnten. Nachdem der von der Wehr genutzte Raum im Erdgeschoß des Rathauses für die Ausrüstung zu klein geworden war, wurde ihr am 20. Mai 1905 die Gemeindescheune zur Verfügung gestellt. Auch die zahlreichen Dankschreiben im Protokollbuch der Rhenser Wehr zeigen, wie schnell sie zu einer Institution geworden war, auf die sich die Rhenser Bürger verlassen konnten.

Unter der bewährten Führung von Heinrich Dillmann blieb aber auch die Geselligkeit der Feuerwehr nicht auf der Strecke. Neben dem Besuch von zahlreichen Festen und Jubiläen benachbarter und befreundeter Wehren wurde 1908 zum ersten Mal ein Feuerwehrball ausgerichtet, der sich zu einem festen Bestandteil im Jahresprogramm der Feuerwehr entwickelte. Im Jahr 1913 erhielt die Wehr die erste überörtliche Anerkennung. Der 19. Verbandstag der Freiwilligen Feuerwehren im Regierungsbezirk Koblenz konnte gemeinsam mit dem 16 jährigen Stiftungsfest der Wehr in Rhens gefeiert werden.

1914 - 1933: Bewährte Helfer

Der erste Weltkrieg warf seinen Schatten auch auf die bis dahin so positive Entwicklung der Wehr. Das Protokollbuch schweigt über die Einsätze während der Kriegsjahre, die lediglich durch die im Landeshauptarchiv Koblenz vorhandenen Brandstatistiken rekonstruiert werden können. Obwohl viele Wehrmänner in den Krieg eingezogen wurden und deutliche Lücken hinterließen, verliefen auch die Einsätze dieser Jahre zur Zufriedenheit.

Am 10. Januar 1915 brannte es zum Beispiel in den historischen Gebäuden des Hotels Königsstuhl. Der Brand konnte schnell gelöscht und begrenzt werden. Dies galt ebenfalls für zahlreiche weitere Brände, die nicht im Protokollbuch der Wehr verzeichnet sind. Die erste Generalversammlung nach dem Krieg hielt die Feuerwehr erst am 2. Januar 1921 ab. Oberführer Heinrich Dillmann konnte dem Feuerwehrverband die erfreuliche Mitteilung machen, daß kein Rhenser Feuerwehrmann ein Opfer des Krieges geworden war.

In einer Sitzung am 16. Januar 1921 erhielt Heinrich Dillmann erneut die Bestätigung als Oberführer, legte sein Amt aber bereits am 12. März 1923 endgültig nieder. Er erklärte, "durch sein vorgerücktes Alter könnte er der Wehr nicht mehr nachkommen" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 12.03.1923). Der bisherige Stellvertreter Heinrich Daumen wurde zum neuen Oberführer gewählt und Heinrich Dillmann durch einstimmigen Beschluß zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Bekräftigt wurde diese Wahl mit einem "dreifachen Gut Schlauch".

Auch die Gemeindevertretung ehrte Heinrich Dillmann für seine über 25jährige Arbeit an der Spitze der Wehr, die sich nicht zuletzt durch seine Arbeit so erfolgreich entwickelt hatte. Im folgenden Jahr beschloß die Wehr ihr 25jähriges Stiftungsfest zu feiern. Aus diesem Anlaß sollte eine Standarte angeschafft werden, was allerdings ein ernstes Problem mit sich brachte. Das Protokollbuch berichtet: "Durch die Inflationszeit ging auch unsere Kasse zu Grunde und so stand die Wehr ohne einen Pfennig Geld da" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 20.07.1924).

Der Entschluß, mit einer Sammelliste die Rhenser Bürgerinnen und Bürger um Unterstützung zu bitten, erbrachte ein beeindruckendes Ergebnis. Die für die damalige Zeit stattliche Summe von 427,10 Mark war mehr als nur ausreichend, um den Wunsch nach einer eigenen Standarte erfüllen zu können. Auch bei der Standartenweihe und dem Stiftungsfest, die am 6. September gefeiert wurden, zeigten die Rhenser durch ihre rege Beteiligung ihre Dankbarkeit für die gefahrvolle Arbeit der Wehrleute.

Mit der Unterstützung von 22 auswärtigen Wehren und den vielfältigen Vorträgen und Ehrengaben der Vereine, wurde dieses Fest zu einem vollen Erfolg. Wenig erfreulich war dagegen der Anlaß für die nächste Generalversammlung am 27. September des gleichen Jahres. Heinrich Daumen, erst vor 1 1/2 Jahren zum Oberführer gewählt, war überraschend verstorben. Eine vorzeitige Neuwahl des Vorstandes wurde notwendig. Josef Dillmann fand das Vertrauen der Versammlung und führte die Wehr durch die folgenden ereignisreichen Jahre.

Für ihren Einsatz beim Großbrand im Anwesen des Kaufmanns Pollmann in der Hochstraße am 25. Februar 1926 erhielt die Wehr sehr viel Lob. Aber auch die Nachbarschaftshilfe kam nie zu kurz. Am 7. Mai des gleichen Jahres leistete die Wehr beispielsweise den Kameraden aus Brey tatkräftige Hilfe bei einem Großbrand in dem landwirtschaftlichen Betrieb von Friedrich Weingart. Im gleichen Jahr wurde die Rhenser Wehr, die mittlerweile als eine der besten im ganzen Kreis galt, besonders ausgezeichnet.

Am 5. September 1926 wurde Rhens zum Gründungsort des Kreisfeuerwehr- Verbandes Coblenz- Land. Auch das zu diesem Anlaß organisierte Fest stand im Schatten und der akuten Geldknappheit. Dennoch sahen es die Rhenser Kameraden als ihre Pflicht an, "... den eingeladenen Wehren etwas zu bieten" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 05.09.1926).

Die Gründungsveranstaltung verlief zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Nur in der Kasse der Rhenser Wehr fand sich ein weiteres Loch. Um die schlechte Finanzlage zu verbessern, nahm der Vorstand die Anregung verschiedener Bürger an und entschloß sich, Ehrenmitglieder in die Wehr aufzunehmen. Diese inaktiven Mitglieder unterstützten die Wehr finanziell durch ihre Beiträge und Spenden.

Am 8. März stand der Wehr wieder eine Feuerprobe bevor. Im Hinterhaus des historischen Gasthauses "Zum Vater Rhein" war ein Feuer ausgebrochen. Der Schriftführer der Wehr schildert eindrucksvoll den Verlauf des Einsatzes. "In wenigen Minuten war die Wehr an der Brandstelle erschienen und greift den, in den alten Gebäulichkeiten reichlich Nahrung findenden Feuerherd mit vier Schlauchleitungen an.

Auch unsere Nachbarwehr Kapellen- Stolzenfels ließ es sich nicht nehmen und kam zur Hilfe. "...Mit Anstrengung aller Kräfte war es nun möglich, der starken Feuergewalt Herr zu werden" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 08.03.1927). Aber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen brach das Feuer am nächsten Tag erneut in dem Nachbargebäude des Bäckermeisters Jakob Hörter aus.

Durch die ungünstigen Windverhältnisse drohte auch das benachbarte Fachwerkhaus von Anton Altenhofen ein Opfer der Flammen zu werden. Nur "... der guten Leistung und dem tatkräftigen Eingreifen der Wehr ist es zu verdanken, daß das Feuer nicht weiter um sich greifen konnte" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - Anlage z. Protokoll vom 08.03.1927). Die Fotos, die die zahlreichen Pressevertreter von der Brandstelle gemacht hatten, zeigten deutlich, welche Ausmaße dieses Großfeuer gehabt hatte.

Für ihre überzeugende Leistung erhielt die Wehr viel Lob und Anerkennung. Derartige Einsätze erforderten von der Mannschaft der Wehr Höchstleistungen. Aber auch die Ausrüstung wurde immer wieder bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit beansprucht. Die notwendigen Anschaffungen wurden Ende der 20er Jahre zu einem immer größeren Problem. Aus diesem Grund stellte die Feuerwehr bei der Gemeindeverwaltung den Antrag, "... daß der alt hergebrachte Gebrauch, daß derjenige welcher heiratet Mk: 4,- für einen Brandeimer gegeben hat, wieder ins Leben gerufen werde; dieser Fonds soll zur Beschaffung von Geräten und Ausrüstungsstücken dienen" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 06.01.1928).

1928 stand erneut ein Wechsel an der Spitze der Wehr an. Josef Dillmann mußte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig niederlegen. Am 1. April wurde Wilhelm Schüller zum neuen Oberführer gewählt.

1933 - 1945: Schwere Jahre

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann auch für die Rhenser Weher eine Zeit des Umbruchs und der Umstrukturierung. Durch das "Gesetz über das Feuerlöschwesen" vom 15.12.1933 wurden die Feuerwehren zu einem Teil der staatlichen Verwaltung, zu einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts", wie den Rhensern gemeinsam mit den Nachbarwehren von Waldesch und Kapellen am 24. März 1934 vom Kreisinspektor Miesen erläutert wurde.

Neben der Einführung neuer Uniformen und Abzeichen, erfolgte eine Zusammenlegung der drei Wehren, die als "Amtswehr Koblenz Land Süd" unter der Leitung von Wilhelm Schüller weiterarbeiteten. Die Rhenser Kameraden bildeten in dieser Amtswehr den ersten Löschzug mit Löschzugführer Josef Dillmann an der Spitze. Eine weitere Veränderung, die das neue Gesetz mit sich brachte, war die vorgeschriebene Gründung einer Altersabteilung. Alle Kameraden, die das 60, Lebensjahr vollendet hatten, mußten aus dem aktiven Dienst ausscheiden.

Die Arbeit der Wehr blieb aber von diesen Änderungen weitgehend unberührt. In bewährter Form war die Mannschaft bei Not und Gefahr zur Stelle. Während eines Kameradschaftsabends aus Anlaß des 40jährigen Bestehens am 9. Januar 1938 konnte die Wehr dementsprechend auch den Dank der ganzen Gemeinde für ihren stete Einsatzbereitschaft entgegennehmen.

Nach der Auflösung des Amtes Koblenz- Land am 30. Juni 1937 wurde aus den Gemeinden Rhens, Waldesch und Kapellen- Stolzenfels gebildet. Die Wehren blieben organisatorisch als Einzellöschzüge zusammengefaßt und wurden ab März 1938 als Amtswehr Rhens bezeichnet. Die Leitung des Löschzuges übernahm Heinrich Eich, während Josef Dillmann zum Amtswehrführer ernannt wurde. Über das Schicksal der Wehr in den Kriegsjahren ist Im Protokollbuch lediglich eine Zusammenfassung aus dem Jahre 1948 vorhanden.

Danach lag die Leitung der Wehr von 1939 bis 1945 bei Amtswehrleiter Josef Dillmann, da der gewählte Löschzugführer Heinrich Eich bereits 1939 eingezogen wurde. Es wird weiter berichtet, daß durch "... Einberufungen aus den Reihen unserer Mitglieder, der Mitgliederbestand schon nach einem Jahr auf ein Mindestmaß reduziert war. Durch Dienstverpflichtungen wurden erst ältere Männer und schließlich nach weiteren Einberufungen die Hitlerjugend zum Löschdienst herangezogen.

Der hohe und wertvolle Gerätebestand unserer Wehr ist zunächst bei der Ausbombung des Gerätehauses in der Mainzerstraße zum größten Teil verlorengegangen. Zum Glück waren weitere Geräte im alten Spritzenhaus in der Josefstraße ausgelagert, die jedoch im Ernstfall nur eine begrenzte Löschtätigkeit zuließen.

Bei dem Kampf um die Rheinfront und während der Besetzung von Rhens sind dann auch noch die letzten Geräte bis auf die Motorspritze verlorengegangen" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 14.01.1948). Dieser Verlust war schwer zu ersetzen. Die gefallenen Kameraden aber waren unersetzbar. Peter Forneck, Philipp Breidbach, Peter Capellen, Fritz Breidbach, Peter Ecker und Heinrich Duhr kehrten aus diesem "grausamen Krieg, für den unsere deutsche Geschichte kein zweites Beispiel kennt" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 14.01.1948) nicht mehr zurück.

1945 - 1960: Neubeginn und Wiederaufbau

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges und Zusammenbruch des 3. Reiches hörte auch die Rhenser Wehr offiziell auf zu existieren. Aber auch in dieser Übergangszeit leistete die Wehr bei Feuer und Gefahr jederzeit Hilfe, und das obwohl der Kern der Gefallen war oder sich noch in Gefangenschaft befand und so gut wie keine Ausrüstung zur Verfügung stand. Dabei störte es niemanden, daß für diese selbstlose Arbeit keine offizielle Genehmigung der französischen Besatzungsmacht vorlag.

Die amtliche Neugliederung der Freiwilligen Feuerwehr Rhens fand am 27. Januar 1946 statt. An dieser ersten Hauptversammlung nach dem Krieg nahmen 13 Aktive, 7 Mitglieder der Altersabteilung und 18 weitere Personen teil, die die Aufnahme in die Wehr beantragt hatten. Der vom Amtswehrführer Josef Duhr vorgeschlagene Peter Heubes wurde zum Wehrführer ernannt. Als großes Problem stand auch während dieser Sitzung die fehlende Ausrüstung im Mittelpunkt der Beratung.

Die Beschaffung neuer Geräte und Ausrüstungsgegenstände sowie die Ausbildung der zahlreichen Jungen Wehrmitglieder erforderte in den folgenden Monaten und Jahren sehr viel Engagement und vor allem Einfallsreichtum. Unter der Leitung von Peter Heubes und ab 1947 wieder unter dem aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Heinrich Eich gelang es, trotz der schwierigen Bedingungen in relativ kurzer Zeit die neu gegründete Wehr wieder voll einsatzfähig zu machen.

Auch schwierigste Einsätze, wie der Brand eines mit Stroh beladenen Güterzuges am 29. Mai 1948 oder eines Kraftfahrzeuges der Gummiwerke Frankenthal am 17. April 1949 konnten zur vollsten Zufriedenheit gemeistert werden. Am 10. April 1951 erhielt die Wehr nach geleisteter Arbeit bei einem Brand in der Albertstraße bei Karl Schüller ein besonderes Kompliment. Im Protokollbuch heißt es: "Kreisbrandinspektor Krämer, der ebenfalls an der Brandstätte weilte, gab seiner Verwunderung und Anerkennung über die Leistungen der Wehrmänner Ausdruck und unterstrich, den hohen Ausbildungsstand der Wehr" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 10.04.1951).

Die Wehr hatte also allen Grund ihren Neubeginn gebührend zu feiern. Sie tat dies in Form ihres 50jährigen Stiftungsfestes am 10. September 1949. Die schwierige Wiederaufbauarbeit war der verständliche Grund für die zweijährige Verspätung des Festes. Gemeinsam mit dem 55jährigen Stiftungsfest der Wehr wurde am 9., 10. und 11. August 1952 der 2. Kreisfeuerwehrtag nach dem Krieg in Rhens gefeiert. "Bereits auf der Wehrführertagung des ersten Kreisfeuerwehrtages in Kobern wurde Rhens als Tagungsort für 1952 bestimmt.

Die Rhenser Wehr war sich des ehrenvollen Auftrages bewußt und hat in den folgenden Wochen und Monaten in unermüdlicher Arbeit die umfangreichen Vorbereitungen getroffen" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - August 1952). Unter dem großen Interesse der regionalen und überregionalen Presse nahmen über 500 Wehrmänner an der Veranstaltung teil. Die Wehr die auch bei dieser Gelegenheit als eine der vorbildlichsten im ganzen Kreis bezeichnet wurde, konnte mit dem beeindruckenden Ergebnis ihrer Vorbereitungen zufrieden sein.

Der wirtschaftliche Aufschwung der jungen Bundesrepublik und das wachsende positive Lebensgefühl spiegelt sich auch in den Aufzeichnungen der Rhenser Wehr wieder. Nach den arbeitsreichen Jahren des Wiederaufbaus blieb jetzt Zeit, sich an dem vielseitigen geselligen Leben der Gemeinde zu beteiligen. Sowohl an den Rosenmontagszügen 1953 und 1954 als auch am Weinfest 1956 beteiligte sich die Mannschaft der Wehr mit selbstentworfenen und -gebauten Wagen. Die Begeisterung der Rhenser Bevölkerung über diese Aktivitäten ihrer Feuerwehr animierten den Vorstand der Wehr zu dem Entschluß, "... in Zukunft mehr als bisher an derartigen Festlichkeiten aktiven Anteil zu nehmen und damit mehr an die Öffentlichkeit zu treten" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 10.01.1953).

Besonders reges Interesse der Öffentlichkeit fand ein Einsatz der Wehr am 9. Juni 1955. Am Ortsausgang von Rhens, kurz vor Kapellen- Stolzenfels stürzte ein amerikanischer Düsenjäger ab. Die Trümmerteile des explodierenden Flugzeuges setzten zwei Pkw in Brand, die in Richtung Koblenz fuhren. Der Pilot sowie der Führer eines Pkw kamen bei dem Unglück ums Leben. Die Löschung der Trümmerteile und die Bergung der Verletzten und Toten stellten sehr hohe Anforderungen an die Fähigkeiten der Wehrleute.

Ähnlich spektakulär verlief die Bergung eines Volkwagens aus dem Rhein am 6. November 1957. Der gerettete Fahrer, der seinen Pkw über die Uferböschung in den Fluß gefahren hatte, behauptete, seine Frau und zwei Kinder befänden sich noch in dem sinkenden Auto. Bis sich herausstellte, daß sich der betrunkene Mann einen bösen Scherz erlaubt hatte, war der Wagen bereits mit Hilfe der Koblenzer Berufsfeuerwehr geborgen worden. Der stundenlange Einsatz beider Wehren war umsonst gewesen.

Während ihrer Jahreshauptversammlung am 17. Januar 1959 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Unterstützung durch eine neugegründete Löschgruppe aus Angehörigen der Siedlung Rhens- Hünenfeld. Die Gründung dieser selbständigen Einheit war nötig geworden, um den Brandschutz auch in diesem vom Ort abgelegenen Siedlung sicherzustellen, in der sich nach dem nach dem zweiten Weltkrieg vertriebene angesiedelt hatten.

Die Gründung war die letzte Amtshandlung des langjährigen Wehrleiters Heinrich Eich, der die Altersgrenze erreicht hatte und deshalb von seinem Amt zurücktrat. Bereits drei Wochen später starb Heinrich Eich und wurde von seinen Kameraden zu Grabe getragen. Die Amtseinführung seines Nachfolgers Eberhard Bollinger erfolgte am 7. März 1959.

1960 - 1997: Modernisierung und Technisierung

Der Werbung neuer Mitglieder galt das "Fest der Hilfsbereitschaft", das am 27. August 1961 gemeinsam von der Freiwilligen Feuerwehr und der DRK- Ortsgruppe Rhens durchgeführt wurde. Die Schauübungen, die bei dem zahlreichen Publikum großes Interesse fanden, demonstrierten, "daß die Mitglieder des Roten Kreuzes und der Feuerwehr und ihre gemeinsame Aufgabe in vorbildlicher Zusammenarbeit tadellos erfüllen" (vgl. Protokollbuch 1897- 1965 - 27.08.1961).

Neben der Werbung und Ausbildung neuer Mitglieder standen in den 60er Jahren vor allem die Bemühungen um eine zeitgemäße Modernisierung der technischen Ausrüstung der Wehr im Mittelpunkt. Die Notwendigkeit eines Tanklöschfahrzeuges wurde bei jedem größeren Brand offensichtlich. Dennoch ließ die Realisierung dieses Wunsches sehr lange auf sich warten. Am 19. Januar 1963 erklärte der damalige Amtsbürgermeister Schmitt, "daß der Anspruch auf ein Tanklöschfahrzeug unbestritten sei und es werde auch alles getan, um die Wehr mit einem Fahrzeug auszustatten." Schmitt erklärte weiter, daß vor einer Anschaffung allerdings erst die Unterbringung zu klären sei.

Für den Neubau eines geeigneten Gerätehauses wurde lange Zeit das Grundstück hinter dem alten Rathaus in Erwägung gezogen, wo sich auch das alte Gerätlager der Wehr befand. Da sich die Planungen, die dieses Gelände betrafen, immer weiter in die Länge zogen, konnte die Wehr am 27. April 1967 trotz ungelöster Unterbringungsfrage ein modernes Tanklöschfahrzeug entgegennehmen. Mit einem Fassungsvermögen von 2400 Litern und Allradantrieb ausgestattet, verbesserte dieses Fahrzeug, das als sechstes im Kreis Koblenz angeschafft wurde, die Einsatzschnelligkeit und -möglichkeiten der Rhenser Wehr bedeutend.

Bei seinem ersten Einsatz am 15. April 1968 erfüllte das Fahrzeug alle Erwartungen. Bei dem Brand eines kleinen Fachwerkhauses am Gecksberg kam der 53jährige Besitzer Lorentz Prager ums Leben. Für ihn kam leider jede Hilfe zu spät. Durch die Möglichkeiten des neuen Tanklöschfahrzeuges konnte allerdings ein übergreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser verhindert werden. Die Begeisterung über das neue Fahrzeug und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wurde durch die immer noch ungelöste Unterbringungsfrage gedämpft.

Ortsbürgermeister Ollig teilte den Mannschaft der Wehr am 18. Januar 1969 mit, daß für die Garage ein neuer Bauplatz gesucht werden müsse, da die ursprüngliche Planung, ein neues Gerätehaus mit dem Bau eines neuen Amtsgebäudes hinter dem Rathaus zu verbinden, nicht realisiert werden könne. Als Notbehelf wurde zuerst eine Scheune neben der Pfarrkirche und schließlich die umgebaute Scheune des Landwirts Linsel am Bahnhof genutzt. Nach vielen Verhandlungen und überwundenen Schwierigkeiten konnte die Freiwillige Feuerwehr am 4. und 5. Juni anläßlich ihres des 80jährigen Stiftungsfestes, endlich die Einweihung eines neuen Feuerwehrgerätehauses feiern.

Unter der Leitung von Hans König, der 1973 zum Nachfolger des zurückgetretenen Eberhard Bollinger gewählt wurde, war dieses Fest, das unter dem Protektorat des damaligen Innenministers Kurt Böckmann stand, mit viel Engagement vorbereitet worden. Ganz Rhens feierte mit der Freiwilligen Feuerwehr. Die Freude über den erfolgreichen Abschluß der langjährigen Bemühungen um ein angemessenes Feuerwehrgerätehaus war bei den Rhenser Bürgern ebenso groß wie bei der Verwaltung und der Mannschaft der Wehr.

Drei Jahre nach dieser feierlichen Einweihung hatte sich die Wehr mit einem außergewöhnlichen Vorfall auseinanderzusetzen. "In der Nacht vom 25./26. August 1980 wurde ins Feuerwehr- Gerätehaus eingebrochen. Die Diebe nahmen ein Fahrzeug MTW sowie Geräte und persönliche Ausrüstung mit" (vgl. Protokollbuch 1978- heute - 25./26.08.1980). Einige Tage später konnte zumindest das Fahrzeug, das in Meckenheim bei Bonn aufgefunden wurde, wieder in Empfang genommen werden.

Neben zahlreichen Hochwassereinsätzen der folgenden Jahre, forderte besonders der Großbrand in dem Holzbauwerk Josef Dillmann am 16. April 1984 das Können der Wehr. Unter schwersten Bedingungen gelang es, mit Unterstützung der Nachbarwehren aus Brey, Spay, und Waldesch, der Berufsfeuerwehr Koblenz und der Feuerwehr Andernach den Brand am übergreifen zu hindern und die umliegenden Häuser zu schützen.

"Vom Löscheimer zum Tanklöschfahrzeug" hieß das Motto des 90jährigen Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Rhens am 13. und 14. Juni 1987. Bei diesem Jubiläum wurden erstmals zwei Mitglieder der Rhenser Feuerwehr, Wehrführer a. D. Eberhard Bollinger und der amtierende Wehrführer Hans König, mit dem silbernen Ehrenabzeichen am Bande für besondere Verdienste ausgezeichnet.

Die Besonderen Verdienste der Wehr, die mit dieser Auszeichnung auch gewürdigt wurden, zeigten sich über die Hilfe in Notsituationen hinaus auch in der regen Unterstützung des öffentlichen Lebens in ihrer Heimatstadt. Ob bei den vielfältigen Veranstaltungen in der fünften Jahreszeit, bei Rhein in Flammen, der Kirmes, dem Martinszug, dem Weinfest oder der Tour de France 1992, die Feuerwehr war und ist immer präsent und hilft, wo Hilfe gebraucht wird, auch wenn kein Feuer, kein Hochwasser und keine Ölspur zu entdecken ist.

Bestes Beispiel für dieses über die alltäglichen Pflichten hinausgehende Engagement ist der seit 1989 gemeinsam mit dem DRK- Rhens bewirtschaftete Imbißstand während des Weinfestes. Die zahlreichen Hochwassereinsätze der 80er Jahre, die die Wehr immer wieder in Atem gehalten hatten, wurden von dem sogenannten "Jahrhunderthochwasser" im Dezember 1993 weit in den Schatten gestellt. Bei einem Höchststand von 9,52 m stellte die Wehr die Versorgung der vom Hochwasser eingeschlossenen Bürgerinnen und Bürger mit einem Schlauchboot sicher. Der Bereitschaftsdienst der Wehr stand auch in der Nacht vom 24. auf dem 25. Dezember zur Verfügung.

Bei diesen Einsätzen rund um die Uhr, den folgenden Aufräum- und Reinigungsarbeiten und dem erneuten Anstieg des Wasserpegels am 8. Januar 1994 zeigte die Wehr ein organisatorisches Geschick, das die von dem Hochwasser geschädigten Bürgerinnen und Bürger auch in den folgenden Jahren zu schätzen lernten. Eine hohe Effizienz bei den Hochwassereinsätzen wird auch durch das Leichmetallboot gewährleistet, das der Rhenser Wehr seit Januar 1996 zur Verfügung steht.

Bei der Jahreshauptversammlung am 16. Januar 1994 trat der seit 22 Jahren amtierende Wehrführer Hans König zurück und leitete damit einen Generationswechsel an der Spitze der Wehr ein. Mit Thomas Theis als Wehrführer und Ingo König als dessen Stellvertreter wird die Rhenser Wehr von einem jungen Vorstand in das zweite Jahrhundert ihres Bestehens geführt.

Die erste Bewährungsprobe hatte die Wehr unter neuer Leitung am 2. Juli 1994 zu bewältigen. Der Großbrand auf dem Anwesen Kron in Schauren konnte mit Unterstützung der Wehren aus Spay und Waldesch optimal bewältigt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt seit 1994 auf den Planungen und den Ausführungen der Modernisierung und Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, das anläßlich der 100-Jahr-Feier der Rhenser Feuerwehr seinen Bestimmungen übergeben werden kann.

Dieser Umbau schafft die Voraussetzungen dafür, daß auch im zweiten Jahrhundert der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Rhens die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ruhig schlafen können in der Gewißheit, daß die Mannschaft der Wehr bei Gefahr sofort zur Stelle ist, getreu dem Wahlspruch:

Gott zur Ehr', dem nächsten zur Wehr!